The POTUS Donald Trump – man mag über ihn denken, was man will – hat sich im Februar 2016 mit einem Retweet auf ein dem italienischen Diktator Benito Mussolini zugeschriebenem Zitat als Faschist “geoutet”. So zumindest wird es von denen verstanden, die ihn in der Öffentlichkeit als jemanden darzustellen bemüht sind, der des Amtes des Präsidenten der USA unwürdig ist. The Donalds Tweet: “It is better to live one day as a lion than 100 years as a sheep”, war seine provozierte Reaktion auf einen Twitter – Account, der sich als Social Bot herausstellte, ein Programm, das eine menschliche Identität vortäuscht, um Nutzer zu manipulieren. In diesem Fall ging es laut der Bot-Programmierer darum, zu beweisen, dass auch Politiker nicht in der Lage sind, sich gegen Manipulationen durch Bots zu schützen.
Überwachungsstaat
Haben wir nicht, brauchen wir nicht, weg damit!
Wir leben in einem Land, das sich den Luxus leisten kann, keine klare Meinung zu der Frage zu haben, wer eigentlich als arm gilt. Man beachte schon bei dieser Formulierung den feinen Unterschied: Es geht nicht darum, wer arm ist, sondern wer als solches gilt. Wer nicht zu den Armen in diesem Land gehört, nach welcher Logik auch immer, der wird bei ehrlicher Betrachtung zugeben müssen, dass sein Heim voll von Krempel ist, der in hohem Maß entbehrlich ist. Längst geht es beim Einkauf nicht mehr um das Lebensnotwendige, sondern um die kleinen Freuden, die das Leben versüßen sollen. Bei Durst täte es zum Beispiel auch Leitungswasser. Das ist lecker, beinahe umsonst, uneingeschränkt gesund, und überhaupt erfüllt es den Zweck des Durst Löschens optimal. Aber der Keller ist voll mit Wein, und zwar nicht von der billigsten Sorte. Ein schwerer Roter oder ein spritziger Weißer zu einem guten Essen kann durch Wasser auch kaum adäquat ersetzt werden.
Teufelswerk hat einen Namen
Am Tage ihrer Hochzeit ist Angie L. 42 Jahre alt und lebt in einer außereuropäischen Großstadt. Ihre für Landesverhältnisse doch recht späte Hochzeit verkündetete sie mit einem Profilfoto auf Facebook, das lediglich ihren Ringfinger zeigte, verziert mit einem Verlobungsring, der aufgrund der Größe des Diamanten nur zu erahnen war. Zur Hochzeit bekam sie von ihrem fürsorgenden Ehemann einen Jeep Rubicon geschenkt. 282 PS, wüstentaugliche Vollausstattung, mit Navi und Schnorchel, damit sie auch bei einer recht unwahrscheinlichen Überflutung des Stadtgebiets sicher zum Einkaufszentrum und wieder nach Hause kommt.
Wenige Wochen, nachdem sie unter fleißiger Nutzung von WhatsApp und SMS dauerbremsend und stauverursachend durch die Stadt geschlichen war, stellte sie fest, dass ihre Bremse merkwürdig reagiert. Ein starkes Zittern des Bremspedals veranlasste sie dazu, einen Bekannten zu fragen, ob er das Auto probefahren könne, was dieser in einem recht hügeligen Stadtteil dann auch tat. In einer Art, wie man üblicherweise einen Jeep fährt. Speedbumps sind kein Hindernis, Schlaglöcher nimmt man mit einem Lächeln und Kurven sind zum Driften da.
98 Datenfelder
Wussten Sie, dass Facebook jede andere Webseite, die Sie besuchen, sehen kann, wenn Sie bei Facebook eingeloggt sind? Und nicht nur das. Selbst wenn Sie nicht eingeloggt sind, bekommt Facebook jede Menge Informationen über Ihr Surfverhalten, weil es bei jedem Aufruf einer Seite, die mit einem “like-” oder “share-” button versehen ist, alarmiert wird. Liest sich dramatisch, aber “The Washington Post” schreibt tatsächlich “alerted”.
Doch dazu später. Erst möchte ich Ihnen von einer Studie zur “digitalen Selbstvermessung” berichten. … Ja, ich weiß. Wenn ich Sie wäre, wäre ich jetzt wahrscheinlich auch schon genervt und würde nicht weiterlesen. Studie? Selbstvermessung? … Das ist wie “Vorratsdatenspeicherung” oder “Entsorgungspark”, was nichts anderes bedeutet als “Überwachung von Jedermann” oder “Müllkippe”. Euphemismen, die zur Verblendung oder Verharmlosung dienen. Digitale Selbstvermessung beschreibt die unbewusste Zulieferung von Gesundheitsdaten an Unternehmen und Personen, die man nicht kennt, damit diese Unternehmen und Personen sich daran bereichern können.
Ich verspreche, es wird spannend. Trotz der Begrifflichkeiten.
Europäischer Gerichtshof kippt Safe Harbor
Die bundesdeutschen Aufsichtsbehörden haben schon kurz nach Edward Snowdens Veröffentlichungen neue Datentransfers in die USA auf Basis des Safe Harbor Abkommens untersagt. Unberührt davon waren bislang die bis dahin bestehenden Safe Harbor Verbindungen. Damit ist nun auch Schluss. Der EuGH hat die Rechtsgrundlage für Safe Harbor für ungültig erklärt.
Die Krankheiten der Überwacher
Helmut Schmidt beschrieb einst seine negative Meinung über Geheimdienste mit den Worten: “Das sind arme Schweine. Die leiden unter zwei psychischen Krankheiten: Die eine Krankheit beruht darauf, dass sie für das, was sie tatsächlich leisten, niemals öffentliche Anerkennung bekommen. Es ist unvermeidlich so, sie müssen ja im Verborgenen arbeiten. Das deformiert die Seele. Die andere Krankheit beruht darauf, dass sie tendenziell dazu neigen, zu glauben, sie verstünden die nationalen Interessen des eigenen Landes viel besser als die eigene Regierung. Diese letztere Krankheit ist der Grund dafür, dass ich ihnen nicht traue. Wenn man die Presseberichte über den “Landesverrat” von netzpolitik.org verfolgt hat, dürfte der Terminus Krankheiten sicherlich das richtige Wort für eine Organisation sein, von der man meinen könnte, dass sie sich selbst als etwas sieht, das über den verfassungsmäßigen Grundsätzen eines demokratischen Staates steht.
„Datenschutz? Ist mir egal!“
Menschen, denen persönliche Freiheit im Allgemeinen und der Schutz der Privatsphäre im Besonderen etwas bedeuten, aber auch solche, die sich wünschen, dass so etwas wie Anstand und Rückgrat auch und gerade in höchsten Kreisen vertreten sein sollten, hatten in den letzten Wochen wieder reichlich Gelegenheit, an dieser Welt zu verzweifeln. Trauriger Höhepunkt war das devote Einknicken des Bundesjustizministers vor den Hardlinern in Sachen Vorratsdatenspeicherung. War Herr Maas gestern noch begeisterter Anhänger der Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs und des deutschen Verfassungsgerichts, welche unisono die anlasslose Speicherung der Kommunikationsdaten aller Bürger für unvereinbar mit europäischem und deutschem Recht halten, freut er sich heute öffentlich über den Plan für eine eben solche Regelung, die sich von früheren Versuchen hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass sie anders genannt werden soll.
Wunderschöne Einverständniserklärung
„Wenn wir herausfinden wollen, ob eine Kundin schwanger ist, obwohl sie uns das nicht wissen lassen will, könnten Sie das für mich tun?“. Diese Frage wurde 2002 an einen Marketingentwickler in den USA gestellt und ist eine der Geschichten um Big Data. Die positive Antwort ist heute nur eine der trickreichen Positionen, die im Marketing zur Verbraucheranalyse verwendet werden. OK, USA und weit weg? Nicht wirklich.
Cash or card
Es gibt Leute, die sagen, Onlinebanking wäre ein Segen. …aber nur für Schlapphüte und Kriminelle. Dieselben Leute sagen, dass Regierungen und Industrien das Bargeld abschaffen wollen, weil Münzen und Scheine für Bangster, Sicherheitsbehörden und Finanzämter lästig sind. „Cash or card“ würde damit nicht mehr die Frage sein. Denn Plastikkarten sind nicht nur billiger herzustellen, sie sind unseren Überwachern auch lieber, weil sie die Möglichkeit bieten, jede beliebige Transaktion zurückzuverfolgen. Ich muss diesen Leuten leider Recht geben. Auch aufgrund eigener Erfahrungen…
Merkels Stellungnahme zur BND-Affäre
Wer nach dieser Überschrift tatsächlich eine Erklärung von Mutti Merkel zur BND-Affäre erwartet, wird nun enttäuscht sein, es gibt nämlich keine. Warum dann dieser Titel? Der eine oder andere wird Sascha Lobo kennen, Kolumnist beim Spiegel. Einer der wenigen Berichterstatter, der meiner bescheidenen Meinung nach nicht dazu beiträgt, die Weltbilder in Deutschland mit zensierter Presseberichterstattung zu „verspiegeln“, sondern Tacheles redet.
Die NSA und der Veggie-Day
Deutschland hat gewählt. So mancher Abgeordneter und so manche Partei ist im neuen Parlament nicht mehr vertreten. Dem Datenschutz geht es auch so.
Die Endphase des Wahlkampfs fiel zeitlich zusammen mit der Diskussion um die geheimdienstliche Ausspähung des Internets, Stichworte PRISM und Tempora. Man sollte meinen, ein derart konzertierter Angriff auf die bürgerlichen Freiheiten müsste einen Aufschrei in der Gesellschaft auslösen. Angesichts der „ins Lächerliche tendierenden Hilflosigkeit, mit der die Bundesregierung den Totalangriff auf unsere Recht zur informationellen Selbstbestimmung hinnimmt“ (Harry Nutt im Kölner Stadtanzeiger), sollten wütende Reaktionen der Stimmbürger die Folge sein. Sollten, aber „offenbar fürchten die Deutschen den Veggie-Day in der Firmenkantine mehr als die Totalüberwachung des Internets“. Und mit dieser Einstellung haben die Bürger ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettel gemacht.
Merkel unter Terrorverdacht
Der Chef der NSA, General Keith Alexander, hat jüngst in einem PR-Video die These kritisiert, dass die NSA auch Amerikaner ausspionieren würde. Die These sei falsch, da es bei den Programmen darum ginge, Terroristen zu verfolgen.
Ein Schelm wer Böses dabei denkt, dass Angela Merkel deshalb im Fokus der Schlapphüte ist, im Fokus einer Nation, die als befreundet bezeichnet wird. Vielleicht hat ja der Begriff „Freund“ seit Facebook seine Wertigkeit verloren und jeder wird heute Freund genannt, solange man einen Account bei Facebook hat. Oder Merkel hat vergessen, Obamas Freundesanfrage in ihrem Profil zu bestätigen. Aber dass Merkels Telefon aus Gründen der Terrorismusbekämpfung angezapft wird, muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Terrorverdacht im Bundeskanzleramt?