Sascha Lobo und die Liebe zur Bombe

Ein im „Das Magazin“ in der Schweiz erschienener Artikel über Psychometrie, die damit mögliche Wählermanipulation und die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA ist offenbar in aller Munde und wird heiß diskutiert. Heute abend stolperte ich über den Kommentar von Sascha Lobo dazu. Seine Artikel lese ich in der Regel mit höchstem Interesse und ich halte Herrn Lobo für einen der wenigen, die einer „VerSpiegelung“ der Gesellschaft entgegenwirken können. Als mir der Gedanke kam, dazu diesen Artikel zu schreiben, musste ich zuerst darüber sinnieren, dass der auch von Leuten gelesen werden könnte, die unsicher, ängstlich und leicht zu manipulieren sein könnten. Aber womöglich ist das ein Grund für Sascha Lobo, die Angelegenheit zu verharmlosen. Denn auch Journalisten haben einen öffentlichen Auftrag, je nachdem für wen sie schreiben. Und die Lämmer sollen gefälligst schweigen.

Lobo’s Wertung der Auswirkungen von Psychometrie auf die US-Wahl würde ich nicht unterschreiben. Denn wie er selbst sagt, sind seine technischen Kenntnisse begrenzt. Etwas anderes würde ich auch nicht von mir sagen, auch wenn ich technisch nicht ganz unbewandert bin. Vielleicht auch deshalb halte ich aber meine Augen offen (…auch wenn ich durch konsequente Verweigerung einer offensichtlich notwendigen Brille zuerst „Magischer Dilletantismus“ und nicht Digitalismus gelesen habe… Oder war diese Wortwahl Absicht von Herrn Lobo?!), wenn Diskussionen über künstliche Intelligenz und die damit einhergehende Fähigkeit von Computern aufkommt, Menschen zu ersetzen oder zu bewerten. Eine andere Beschreibung wäre die, nervös zu werden, wenn Maschinen einen Status erreichen, in dem sie nicht mehr nur als Hilfsmittel benutzt werden, sondern eigenständig Entscheidungen treffen.
Wie weit diese technologischen „Errungenschaften“ heute schon sind, geht an der Öffentlichkeit weitestgehend vorbei, weil es zu kompliziert ist, das in einer Schlagzeile zu erklären. Dennoch sind viele Themen aus diesem Umfeld öffentlich. Zum Thema künstliche Intelligenz ist in diesem Zusammenhang vielleicht eine Entwicklung bei der Hackerveranstaltung DefCon erwähnenswert. Es geht um ein Spiel in Hackerkreisen, bei dem in einem Gruppenwettstreit jeder gleichzeitig sein eigenes System zu verteidigen und das der anderen anzugreifen hat, also die Programmfehler im eigenen System zu beheben und gleichzeitig bei den anderen Spielern zu hacken. Der Beste gewinnt.
Für dieses „Capture The Flag“ hat die DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency, eine Abteilung des amerikanischen Verteidigungsministeriums) einen Preis von 2 Millionen Dollar für eine Maschine ausgesetzt, die ohne menschliche Steuerung gewinnen kann. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Der Spiegel würde solche Dinge womöglich dahingehend beschreiben, dass das DoD mit der Förderung derartiger Entwicklungen nur bemüht ist, die nationale Sicherheit der USA zu bewahren und niemals auf die Idee käme, automatisiert Computersysteme zu hacken, Verdächtige mit Hellfireraketen zu beschießen und dabei „Kollateralschäden“ billigend in Kauf zu nehmen oder „einfach nur“ Wirtschaftsspionage zu betreiben…  :-0
Wenn Sascha Lobo von „Magischer Digitalisierung“ spricht, halte ich dagegen. Das ist keine Magie, sondern nur eine Frage von Prozessorleistungen und Quellcodes. Je besser die Quellen, je schneller die Rechner, desto besser das Ergebnis. Und Dank Facebook wissen die Entwickler mehr als jemals zuvor über Menschen, die Quellen sind also gesichert.
In diesem Sinne ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Kritiker des Herrn Michal Kosinski verstummen.

Natürlich kann mich mich jetzt auch Verschwörungstheoretiker, Schwarzseher oder Unke nennen, das bin ich gewohnt. Man hat mich aber auch schon Prophet genannt, weil ich die Social-Media-Entwicklung schon vor Jahren vorhergesehen und beschrieben habe. Zu Zeiten, in denen man mich auch schon Unke genannt hat.
Eines dürften wir heute schon als gesicherte Erkenntnis betrachten können. Psychometrie und Profiling wird die Welt, in der wir leben, drastisch beeinflussen. Das wird geliebt und gehasst werden, je nachdem aus welcher Perspektive man das betrachtet. Geliebt von denen, die solche Systeme nutzen, gehasst von jenen, die vielleicht irgendwann einmal feststellen, dass sie benutzt wurden.

Wichtig ist deshalb, dass man die Kontrolle über solche Systeme nicht verliert. Wenn Dritte oder Außenstehende Entscheidungen beeinflussen können und das System steuern, sind wir alle nur noch Marionetten.

Vielleicht ist es das, was wir aus der Wahl des „The Donald“ lernen können… 

2 Gedanken zu „Sascha Lobo und die Liebe zur Bombe“

  1. Das gibt doch Hoffnung. Wenn selbst beinharte Freunde des Social Media die darin liegenden Gefahren erkennen und umschwenken, besteht durchaus Hoffnung für Hans Meier und Lieschen Müller.
    Ein taxifahrender, steinewerfender Joschka Fischer, der später Vizekanzler wurde, ist mir allemal lieber als vergleichsweise ein George W. Bush, der Republikaner war und ist, weil alle in seiner Familie den gleichen politischen Ideologien folgen.

  2. Man muss wissen, dass Hr. Lobo noch vor wenigen Jahren als Zampano bei jeder „Hundsverlochete“ (so heisst das in der Schweiz) aufgetreten ist und jahrelang die kritiklose Internet und Social Media Nutzung propagiert hat. Irgendwann hat er gemerkt, dass Datenschutz interessant sein könnte und darauf hat er sich gedreht wie eine Windfahne. Kurzum.. Opportunismus Dein Name ist Sascha Lobo.

Kommentare sind geschlossen.