… und die Lämmer schweigen

The POTUS Donald Trump – man mag über ihn denken, was man will – hat sich im Februar 2016 mit einem Retweet auf ein dem italienischen Diktator Benito Mussolini zugeschriebenem Zitat als Faschist “geoutet”. So zumindest wird es von denen verstanden, die ihn in der Öffentlichkeit als jemanden darzustellen bemüht sind, der des Amtes des Präsidenten der USA unwürdig ist. The Donalds Tweet: “It is better to live one day as a lion than 100 years as a sheep”, war seine provozierte Reaktion auf einen Twitter – Account, der sich als Social Bot herausstellte, ein Programm, das eine menschliche Identität vortäuscht, um Nutzer zu manipulieren. In diesem Fall ging es laut der Bot-Programmierer darum, zu beweisen, dass auch Politiker nicht in der Lage sind, sich gegen Manipulationen durch Bots zu schützen.

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Sascha Lobo und die Liebe zur Bombe

Ein im „Das Magazin“ in der Schweiz erschienener Artikel über Psychometrie, die damit mögliche Wählermanipulation und die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA ist offenbar in aller Munde und wird heiß diskutiert. Heute abend stolperte ich über den Kommentar von Sascha Lobo dazu. Seine Artikel lese ich in der Regel mit höchstem Interesse und ich halte Herrn Lobo für einen der wenigen, die einer „VerSpiegelung“ der Gesellschaft entgegenwirken können. Als mir der Gedanke kam, dazu diesen Artikel zu schreiben, musste ich zuerst darüber sinnieren, dass der auch von Leuten gelesen werden könnte, die unsicher, ängstlich und leicht zu manipulieren sein könnten. Aber womöglich ist das ein Grund für Sascha Lobo, die Angelegenheit zu verharmlosen. Denn auch Journalisten haben einen öffentlichen Auftrag, je nachdem für wen sie schreiben. Und die Lämmer sollen gefälligst schweigen.

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Neues aus Lummerland

Unglaublich und doch wahr: Es gibt Menschen, die sind noch paranoider als ich. Eine gute alte Freundin von mir, die nebenbei bemerkt aus Datenschutzgründen die Kamera an ihrem Laptop mit einem Post-It abklebt, erzählte mir neulich von einem Dilemma, das sie mit ihrem iPhone 4 hatte.
Ihre grundsätzliche Verweigerung iTunes für die volle Bandbreite des Gerätes zu nutzen, mag neben der nachlassenden Akkuleistung mit ein Grund dafür gewesen sein, dass das gute Stück wegen der fehlenden Upgrades allmählich den Geist aufgegeben hat. Ihr Chef wollte dem Abhilfe leisten und sponserte ein nagelneues iPhone 6s. Und um die Daten von dem alten Gerät auf das neue zu übertragen, hat sie es tatsächlich geschafft, die Apple-Leute zu überreden ihr diesen Gefallen zu tun. Ohne dass sie einen iTunes-Account dafür anlegen musste. Geht auch ohne digitale Seele, könnte man jetzt sagen. Man muss nur hartnäckig sein und sich nicht von der Masse treiben lassen.
Ein paar Tage später bekam ich von ihr unter dem Kommentar *schüttel-mit-dem-kopf* einen Link zu einem Artikel in der Digitalausgabe der Bildzeitung. Das erste, was ich zunächst zu sehen bekam, war eine leere Seite mit der ULR: Warum sehe ich bild.de nicht…

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Die Krankheiten der Überwacher

Helmut Schmidt beschrieb einst seine negative Meinung über Geheimdienste mit den Worten: “Das sind arme Schweine. Die leiden unter zwei psychischen Krankheiten: Die eine Krankheit beruht darauf, dass sie für das, was sie tatsächlich leisten, niemals öffentliche Anerkennung bekommen. Es ist unvermeidlich so, sie müssen ja im Verborgenen arbeiten. Das deformiert die Seele. Die andere Krankheit beruht darauf, dass sie tendenziell dazu neigen, zu glauben, sie verstünden die nationalen Interessen des eigenen Landes viel besser als die eigene Regierung. Diese letztere Krankheit ist der Grund dafür, dass ich ihnen nicht traue. Wenn man die Presseberichte über den “Landesverrat” von netzpolitik.org verfolgt hat, dürfte der Terminus Krankheiten sicherlich das richtige Wort für eine Organisation sein, von der man meinen könnte, dass sie sich selbst als etwas sieht, das über den verfassungsmäßigen Grundsätzen eines demokratischen Staates steht.

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„Datenschutz? Ist mir egal!“

Menschen, denen persönliche Freiheit im Allgemeinen und der Schutz der Privatsphäre im Besonderen etwas bedeuten, aber auch solche, die sich wünschen, dass so etwas wie Anstand und Rückgrat auch und gerade in höchsten Kreisen vertreten sein sollten, hatten in den letzten Wochen wieder reichlich Gelegenheit, an dieser Welt zu verzweifeln. Trauriger Höhepunkt war das devote Einknicken des Bundesjustizministers vor den Hardlinern in Sachen Vorratsdatenspeicherung. War Herr Maas gestern noch begeisterter Anhänger der Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs und des deutschen Verfassungsgerichts, welche unisono die anlasslose Speicherung der Kommunikationsdaten aller Bürger für unvereinbar mit europäischem und deutschem Recht halten, freut er sich heute öffentlich über den Plan für eine eben solche Regelung, die sich von früheren Versuchen hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass sie anders genannt werden soll.

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Wunderschöne Einverständniserklärung

„Wenn wir herausfinden wollen, ob eine Kundin schwanger ist, obwohl sie uns das nicht wissen lassen will, könnten Sie das für mich tun?“. Diese Frage wurde 2002 an einen Marketingentwickler in den USA gestellt und ist eine der Geschichten um Big Data. Die positive Antwort ist heute nur eine der trickreichen Positionen, die im Marketing zur Verbraucheranalyse verwendet werden. OK, USA und weit weg? Nicht wirklich.

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Der Dienstwagen

Ein aus dem Umfeld militärischer Aktionen im Irak und Afghanistan bekannter und auch in die internationale Kritik geratener Konzern aus den USA hat eine Tochtergesellschaft mit Sitz in Norddeutschland. Wusste ich auch nicht, wurde mir aber gewahr durch ein “posting” des betrieblichen Datenschutzbeauftragten dieses Unternehmens zum Thema Dienstwagen in einem Forum für Datenschutzinteressierte. Mich wunderte zunächst ein wenig, dass der Absender des Postings seine Identität in diesem Forum bekannt gab, mit kompletter Signatur. Mag sein, dass der DSB dachte, dieses Forum sei nicht öffentlich, jedenfalls nicht für jedermann, es gibt schließlich nur ein paar hundert bis tausend Empfänger der Nachrichten.

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Wir finden dich

Wieder so ein Abend im Leben eines heimatlosen Beraters: Ich allein in einem nicht weiter erwähnenswerten Hotel in einem nicht weiter erwähnenswerten Ort. Da ist die Fernbedienung fast überlebenswichtig. Gut, für viele Zeitgenossen gilt das immer. Ich selbst sehe kaum noch fern. Mein Leben ist zu kurz, um es mit Trash-TV von der medialen Resterampe zu verschwenden. Zur Strafe für diese Konsumverweigerung kann ich mancher leidenschaftlich geführten Diskussion weniger anspruchsvoller Zeitgenossen nicht folgen, und die Schlagzeilen jener Gazetten, die mit 10 Buchstaben eine halbe Seite füllen, sind für mich oft kryptisch, weil ich die Schicksale von C-Promis so gar nicht verinnerlicht habe. Doch ein Abend wie heute eröffnet die Chance auf ein Bildungsupdate.

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Der 52. Bundesstaat

Eines meiner Lieblingszitate ist von Charles Bukowski.  „How the hell could a person enjoy being awakened at 6:30 am by an alarm clock, leap out of bed, dress, force-feed, shit, piss, brush teeth and hair, and fight traffic to get to a place where essentially you made lots of money for somebody else and were asked to be grateful for the opportunity to do so.“
Es ist eine Systemkritik. Nichts anderes. Nicht jeder hat die Möglichkeit zu Hause seine Brötchen zu verdienen, auf eigene Rechnung zu arbeiten und das zu tun, was man möchte. Den meisten Menschen ist es deshalb verwehrt in einem Haus am Strand zu leben und den Tag mit einem Aufwachen ohne Wecker zu beginnen. Aber das ist es nicht, was Bukowski sagen möchte. Es geht darum, sich darüber im Klaren zu sein, inwieweit man von anderen beherrscht wird, ferngesteuert ist und Dinge tun muss, die man eigentlich gar nicht will. Und es geht auch darum, Dinge zu verändern, die nicht richtig sind, wenn man die Möglichkeit dazu hat.

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Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann

Freunde, Römer, Mitbürger…
William Shakespeare, Julius Cäsar, Dritter Akt. Die Rede des Mark Anton. Sascha Lobo muss diese Rede wohl gelesen haben. Zumindest deutet er sie an, in seinem Kommentar zu Rainer Wendt, der als Vorsitzender der Polizeigewerkschaft im Handelsblatt ein Interview gegeben hat. Rainer Wendt, so Lobo, verdiene Bewunderung für seine Fähigkeit, sich in der gesamten Debatte um Prism den gefährlichsten Satz überhaupt auszudenken, und auch auszusprechen. Das wertvollste Bürgerrecht sei der Schutz vor Terror: „Ich habe die große Hoffnung, dass wir uns in Deutschland nicht länger auf unser Glück verlassen, sondern der Bevölkerung klipp und klar sagen, was zur Verbesserung polizeilicher Analysekompetenz nötig ist“. Wow, was für ein schöner Euphemismus.

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Warum ich Datenschützer bin

Wer wie ich beruflich damit befasst ist, die Welt der Informationsverarbeitung ein bisschen sicherer zu machen, geht in diesen Tagen, da Prism und Tempora die Schlagzeilen bestimmen, durch ein Wechselbad der Gefühle. Einerseits freue ich mich, dass Themen des Datenschutzes wenigstens vorübergehend solche Aufmerksamkeit erregen. Andererseits frage ich mich, ob es am Ende nicht doch nur der Kampf des Don Quijote gegen die Windmühlen ist, wenn ich im beruflichen wie privaten Umfeld mit einer gewissen Sturheit die Ziele der Informationssicherheit vertrete. Bisher nahm ich den Gegner immer wahr als jemanden, mit dem man ein Duell auf Augenhöhe führen konnte. Nennen wir ihn „den Hacker“. Aber ich werde gerade unsanft daran erinnert, dass mein Gegner in Wahrheit viel größer ist: die versammelte „intelligence“ dieser Welt. Nettes Wortspiel übrigens. Ist es nicht albern, wenn der kleine Informatiker, der ich bin, sich diesem Kampf stellt? Ist das überhaupt mein Job, meine Kompetenz?

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Die rote Pille

“Schluckst du die rote Pille, kann ich dir nicht mehr anbieten als die Wahrheit”, sagte einst Morpheus in der Matrix zu Neo, dem Auserwählten. Ein paar Leute müssen in den letzten Tagen ebenfalls die rote Pille geschluckt haben, weil die Suche nach der Wahrheit immer größere Ausmaße annimmt. Es ist faszinierend, wie schnell die Berichterstattung zu Edward Snowden sich gewandelt hat. Erst sah es so aus, als ob der Druck, den die amerikanische Administration auf ihre Bündnispartner ausübt, seine Wirkung erzielt und Whistleblower Snowdens Schicksal weiterhin im Mittelpunkt steht. Doch jetzt hat sich das Bild gewandelt.

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