Warum ich Datenschützer bin

Wer wie ich beruflich damit befasst ist, die Welt der Informationsverarbeitung ein bisschen sicherer zu machen, geht in diesen Tagen, da Prism und Tempora die Schlagzeilen bestimmen, durch ein Wechselbad der Gefühle. Einerseits freue ich mich, dass Themen des Datenschutzes wenigstens vorübergehend solche Aufmerksamkeit erregen. Andererseits frage ich mich, ob es am Ende nicht doch nur der Kampf des Don Quijote gegen die Windmühlen ist, wenn ich im beruflichen wie privaten Umfeld mit einer gewissen Sturheit die Ziele der Informationssicherheit vertrete. Bisher nahm ich den Gegner immer wahr als jemanden, mit dem man ein Duell auf Augenhöhe führen konnte. Nennen wir ihn „den Hacker“. Aber ich werde gerade unsanft daran erinnert, dass mein Gegner in Wahrheit viel größer ist: die versammelte „intelligence“ dieser Welt. Nettes Wortspiel übrigens. Ist es nicht albern, wenn der kleine Informatiker, der ich bin, sich diesem Kampf stellt? Ist das überhaupt mein Job, meine Kompetenz?

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Die rote Pille

“Schluckst du die rote Pille, kann ich dir nicht mehr anbieten als die Wahrheit”, sagte einst Morpheus in der Matrix zu Neo, dem Auserwählten. Ein paar Leute müssen in den letzten Tagen ebenfalls die rote Pille geschluckt haben, weil die Suche nach der Wahrheit immer größere Ausmaße annimmt. Es ist faszinierend, wie schnell die Berichterstattung zu Edward Snowden sich gewandelt hat. Erst sah es so aus, als ob der Druck, den die amerikanische Administration auf ihre Bündnispartner ausübt, seine Wirkung erzielt und Whistleblower Snowdens Schicksal weiterhin im Mittelpunkt steht. Doch jetzt hat sich das Bild gewandelt.

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Angie

Angie, Angie, when will those clouds all disappear?
Angie, Angie, where will it lead us from here?“
Mick Jagger und Keith Richards landeten 1973 mit „Angie“ einen Nummer 1 Hit. Damals hatten Wolken noch nicht die Bedeutung, die sie heute haben. Die „Cloud“ war noch nicht erfunden.
Angela Merkel wird oft mit diesem Song in Verbindung gebracht. Heute hat das sicher auch eine tiefsinnigere Bedeutung. Denn von der Bundesregierung ist nichts zu lesen oder zu hören, wenn es um eine Stellungnahme zu den Machenschaften der Schlapphüte, oder Maßnahmen zum Schutz der informationellen Selbstbestimmung in der EU geht. Die Kanzlerin schweigt oder hüllt sich in schlichte Plattitüden, anstatt eine eindeutige Stellung gegenüber den USA zu vertreten. Warum?

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Das Aufkommen des Überwachungsstaates

Mit leichter Überraschung reibt sich der Laie die Augen, wenn er die aktuellsten Nachrichten aus den USA vernimmt. Da erfährt man, dass die nationale Sicherheit heute offenbar zum grössten Teil von Subunternehmern geprägt wird, die ihrerseits mehr oder minder qualifiziertes Personal einsetzen, um die Überwachungsmaßnahmen im Auftrag des amerikanischen Staates auszuführen. Wie konnte es soweit kommen?

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Junge, komm bald wieder …

Der für eine rechtsnationale Gesinnung bekannte US-Fernsehsender Fox hat jüngst ein Interview mit Edward Snowdens Vater Lon geführt. Daddy bittet hierin seinen Sohn, nach Hause zu kommen und sich der amerikanischen Justiz zu stellen: „I would like to see Ed to come home and face this.“ Der erste Teil des Satzes erinnert mich an Freddy Quinn, der 1963 sang: „Junge, komm bald wieder, bald wieder, nach Haus …“ Aber das hier ist ganz sicher keine Schnulze und für Sohn Ed geht es um weit mehr als ein Wiedersehen mit seiner Familie. Zunächst wird er sich fragen, was seinen Vater veranlasst, ihn mit seiner Bitte, nach Hause zu kommen, einem Risiko auszusetzen, und was das Motiv für das Interview ist. Oder auch das Druckmittel?
Ein Blick in Richtung Bradley Manning, dem Whistleblower, der Wikileaks Informationen über Handlungen der US-Armee im Irak vermittelt hat, dürfte Ed weiche Knie bekommen lassen, wenn er über eine Rückkehr nachdenkt.

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Über Schlapphüte, Facebook und Paranoia

Edward Snowden ist in Moskau. Soll er zumindest sein. Gesehen hat ihn dort noch keiner und es ist nicht bekannt, ob er seinen Standort bei Facebook postet. Es dürfte aber auch sehr wahrscheinlich sein, dass es einen Edward Snowden nur in den Tagesmeldungen zu finden gibt und er selbst kein Profil in einem Social Network hat. Ecuador meldet soeben, dass sein Asylantrag zwei Monate dauern kann. Nähere Recherchen hierzu im Internet stehen im Zweifel, sich selbst dem Risiko auszusetzen, als potentieller Helfer in den Kreis der Verdächtigen einbezogen zu werden. Insofern auch hier keine weiterführenden Hinweise auf mögliche Aufenthalts- und Zugriffsmöglichkeiten. Gruß an die Schlapphüte …

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Informationssicherheit ist KEIN Technologiethema

Die Wikileaks Affäre hat es eindeutig bewiesen: Informationssicherheit ist KEIN Technologiethema. Seit Jahren versuchen Vertreter der IT-Branche wie auch Produktverkäufer uns weis zu machen, dass Sicherheit durch Einsatz der richtigen Produkte erzielbar sei. Jeder Autofahrer weiss, dass es ihm nichts nützt, wenn er trotz Tragen des Sicherheitsgurtes mit 120 km/h in einen Baum fährt.
In der Informationssicherheit wird aber den Entscheidungsträgern immer wieder verkauft, man könne Informationssicherheit durch den Kauf der richtigen Produktlizenz herbeiführen. Entscheidend ist aber der Umgang mit der Information an sich, denn während früher Daten in ihrer rohen Form noch mit einfachen Mitteln kontrollierbar waren, wird dies im Zeitalter von Web 2.0 zur grossen Herausforderung.

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US-Gendatenbanken und der Prümer Vertrag

Die New York Times berichtet in ihrer Online-Ausgabe, dass die amerikanischen Sicherheitsbehörden die Speicherung von DNS-Daten massiv ausweiten. Es würden nun die DNA-Profile von Millionen Menschen gespeichert, die festgenommen aber nicht verurteilt wurden, darunter die von illegalen Einwanderern und Minderjährigen. Bisher erfassten die Bundesbehörden nur DNS-Proben von Verurteilten. Die NYT beschreibt weiterhin die Sorge, dass die USA zu einer „genetischen Überwachungsgesellschaft“ werden könnten. Die Bundespolizei FBI, die bereits eine DNS-Datenbasis von rund 6,7 Millionen Menschen hat, registriert pro Jahr 80.000 neue Proben. Bis zum Jahr 2012 soll die Zahl auf rund 1,2 Millionen jährlich steigen. Sie werden jetzt möglicherweise sagen, dass Amerika weit weg ist. Doch in Sachen DNS-Datenbanken ist das ein großer Irrtum.

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Die spinnen, die Briten

Einer meiner favorisierten Asterixbände ist Asterix bei den Briten. Auch in diesem Band wird deutlich, dass des Obelix Muskelkraft seinem Geist offenbar nicht geschadet hat, denn in London und Umgebung hat er des Öfteren eine Bemerkung von sich gegeben, die immer noch von Bedeutung ist, wenn man sich die jüngsten Presseberichte anschaut: „Die spinnen, die Briten!“

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Die Bahn

Man könnte die Ansicht vertreten, dass Bahn-Chef Hartmut Mehdorn keinen leichten Job hat. Achsbrüche, geplatzter Börsengang, öffentliche Diskussionen um Lokführerbezüge, Fahrpreiserhöhungen, „Bedienzuschläge“, angetrunkene Lokführer, unfähige Techniker und jetzt auch noch eine Datenaffäre. Andere Manager haben es da sicher leichter und kommen auch nicht in die Schlagzeilen. Insbesondere kann niemand auf eine solch konstante Serie von Rücktrittforderungen verweisen wie Herr Mehdorn, und immer noch seine Position halten. Auch seine Reaktion auf den jetzigen Vorwurf, er hätte von der Überwachung von 173.000 Mitarbeitern der deutschen Bahn gewusst und diese geduldet, hinterlässt nicht den Eindruck, dass er seinen Sessel in Berlin aufgeben könnte. Er vertritt die Auffassung, die Bahn hätte „keine Telefone abgehört, keine Konten eingesehen und keine Journalisten oder Aufsichtsräte bespitzelt” und erklärt: „Wir sind entsetzt, wie diese Themen aus diesem Zusammenhang heraus polemisch gegen die Bahn hervorgebracht werden.“

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Elvis lebt!

Hacker's clone Elvis PasswortIn der jüngeren Vergangenheit hat die Politik uns Glauben machen wollen, dass der durch den ehemaligen Bundesinnenminister Otto Schily initiierte elektronische Reisepass, kurz e-Pass, die Fälschungssicherheit von Dokumenten erheblich erhöht, bzw. es unmöglich sei, den e-Pass zu fälschen. Technische Unmöglichkeit ist schon seit der Titanic widerlegt, und es war Sir Peter Ustinov, der sagte: „Das Letzte, was die Welt hören wird, bevor sie explodiert, ist die Stimme eines Technikers, die sagt: Das ist technisch unmöglich.“ Geschichte wiederholt sich und auch in Sachen e-Pass ist das scheinbar Unmögliche möglich.

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