Das BCC – Dilemma

Es gab Hoffnung. Auch gestern, als die Meldung zu WhatsApp um den Globus ging. Man sollte meinen, dass der ein oder andere Nutzer sich besinnt und kritisch über seine Verhaltensmuster nachdenkt. Ich wurde wieder einmal eines Besseren belehrt. Es erreichte mich eine E-Mail, die ebenfalls an 395 andere Adressaten verschickt wurde, alle „An“. Es ging um eine Veranstaltung, zu der mir schon vor vier Wochen auf gleiche Weise die besagten 395 Adressaten offenbart wurden. Seinerzeit fiel mir schon eine Mitteilung des Bayerischen Landesamts für Datenschutzaufsicht (BayLDA) aus der Mitte des letzten Jahres ein. Damals wurde gegen eine Mitarbeiterin eines Handelsunternehmens ein Bußgeld verhängt, weil sie an Kunden eine E-Mail verschickt hat, die ausgedruckt zehn Seiten umfasst, wobei neuneinhalb Seiten die E-Mail-Adressen ausmachen und eine halbe Seite die Information beinhaltete, dass man sich zeitnah um die Anliegen der Kunden kümmern werde.

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Ein Vertrag ohne Kleingedrucktes ist das Werk eines Idioten

Die Kassiererin an der Kasse bei Aral heute morgen schaute ein wenig verlegen, als ich sie fragte, ob sie wisse, was im Kleingedruckten auf dem Kassenbeleg für das Lastschriftverfahren geschrieben steht. Erwartungsgemäß bekam ich keine korrekte Antwort. Wie immer, wenn ich danach frage. Man sollte meinen, dass der eine oder andere Kunde schon mal fragen würde und dem Personal die Antwort deswegen geläufig sein müsste. Aber auch das ist regelmäßig nicht der Fall. Was mich stutzig macht. Wieso eigentlich nicht?

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Eine Betrachtung zu Intelligenz

Neulich erreichte mich wieder einmal eine Einladung zu WhatsApp, per Mail. Ich habe mich immer dagegen gewehrt und werde das auch weiterhin tun. Und weil mich das nervt, habe ich die letzte Einladung mit folgendem Text beantwortet:

Installieren Sie WhatsApp
Sie sind sicher so ein Depp
In diesem meinem Leben
wird es das nicht geben.

WhatsApp oder Chrome,
Windows auf dem Phone
ist was für die Doofen.
Sollen die’s doch koofen

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Datenselbstschutz, oder der teuflische Pakt

Ich verstehe da gerade etwas nicht.
Mein Verfassungsminister hat kürzlich das Supergrundrecht auf Sicherheit erfunden. Manch einer zweifelt zwar an der Seriosität dieser Aussage, aber ich glaube immer noch an das Gute im Menschen. Ist doch was Feines, so ein Rundum-Sorglos-Paket aus dem Hause Merkel, auch wenn man dafür Opfer bringen muss, die ganze Sache mit der Vorratsdatenspeicherung und die Überwachung des Netzverkehrs zum Beispiel. Und es ist ja auch ganz toll, wie sich die Nachrichtendienste um mein Wohl sorgen. Rund um die Uhr haben sie ein Auge auf mich.

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Der 52. Bundesstaat

Eines meiner Lieblingszitate ist von Charles Bukowski.  „How the hell could a person enjoy being awakened at 6:30 am by an alarm clock, leap out of bed, dress, force-feed, shit, piss, brush teeth and hair, and fight traffic to get to a place where essentially you made lots of money for somebody else and were asked to be grateful for the opportunity to do so.“
Es ist eine Systemkritik. Nichts anderes. Nicht jeder hat die Möglichkeit zu Hause seine Brötchen zu verdienen, auf eigene Rechnung zu arbeiten und das zu tun, was man möchte. Den meisten Menschen ist es deshalb verwehrt in einem Haus am Strand zu leben und den Tag mit einem Aufwachen ohne Wecker zu beginnen. Aber das ist es nicht, was Bukowski sagen möchte. Es geht darum, sich darüber im Klaren zu sein, inwieweit man von anderen beherrscht wird, ferngesteuert ist und Dinge tun muss, die man eigentlich gar nicht will. Und es geht auch darum, Dinge zu verändern, die nicht richtig sind, wenn man die Möglichkeit dazu hat.

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Jeder will beschissen werden

Ich erinnere mich an einen Gast in einer Latenight Talkshow, der seinerzeit mittels Schwefelhexafluorid seine Stimme annähernd auf das Niveau der Hupe des Kreuzfahrers Queen Mary II herabsenkte (naja, nicht ganz und ich weiß, das Ding heißt Horn). Anschließend stellte er sich auf den Kopf, um das Gas in seinen Lungen wieder loszuwerden. Der Mann heißt Ranga Yogeshwar. Und er hat es drauf. Seine Fähigkeit Sachzusammenhänge so darzustellen, dass wirklich jedermann sie verstehen kann, ist bewundernswert. Letzte Woche erschien ein Interview mit ihm in der FAZ. Unter dem Titel „Rechnen Sie damit, lebenslang ein Verdächtiger zu sein“ stellt er seine Sicht der Dinge zum Thema Überwachung und Selbstbestimmung von Daten dar.

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Angie

Angie, Angie, when will those clouds all disappear?
Angie, Angie, where will it lead us from here?“
Mick Jagger und Keith Richards landeten 1973 mit „Angie“ einen Nummer 1 Hit. Damals hatten Wolken noch nicht die Bedeutung, die sie heute haben. Die „Cloud“ war noch nicht erfunden.
Angela Merkel wird oft mit diesem Song in Verbindung gebracht. Heute hat das sicher auch eine tiefsinnigere Bedeutung. Denn von der Bundesregierung ist nichts zu lesen oder zu hören, wenn es um eine Stellungnahme zu den Machenschaften der Schlapphüte, oder Maßnahmen zum Schutz der informationellen Selbstbestimmung in der EU geht. Die Kanzlerin schweigt oder hüllt sich in schlichte Plattitüden, anstatt eine eindeutige Stellung gegenüber den USA zu vertreten. Warum?

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Das Aufkommen des Überwachungsstaates

Mit leichter Überraschung reibt sich der Laie die Augen, wenn er die aktuellsten Nachrichten aus den USA vernimmt. Da erfährt man, dass die nationale Sicherheit heute offenbar zum grössten Teil von Subunternehmern geprägt wird, die ihrerseits mehr oder minder qualifiziertes Personal einsetzen, um die Überwachungsmaßnahmen im Auftrag des amerikanischen Staates auszuführen. Wie konnte es soweit kommen?

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Your Finger, please!

MISSION 100 ist, wie Sie vielleicht wissen, nicht nur national in Deutschland tätig. Im Verbund eines internationalen Netzwerks haben wir die Möglichkeit, die weltweite technische Entwicklung und deren Auswirkung auf die Einschränkung der Persönlichkeitsrechte im internationalen Vergleich zu sehen und auch daraus Maßnahmen zu entwickeln, die Verhältnismäßigkeit zwischen Sicherheitsbedürfnis, technischen Möglichkeiten und Individualrechten zu wahren. Einer unserer internationalen Partner – der Konzerne in der Thematik IT-Governance, Compliance und Privacy berät – hatte neulich im Zusammenhang mit einer Besprechung in einer außereuropäischen Niederlassung eines „Global Players“ ein mehr als bemerkenswertes Erlebnis, das ich hier als Auszug seiner Mail an mich wiedergebe:

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Kennzeichen D

E – PS 1010. Dieses Kennzeichen wurde gestern im Radio verkündet. Zwei Ausbrecher aus der JVA Aachen hätten einen BMW der 5er-Serie durch Bedrohung des Eigentümers erlangt und befanden sich damit auf der Flucht. Die Medien verbreiteten im 20 Minuten-Takt die Meldung, man solle sich vorsichtig verhalten, da die beiden Ausbrecher bewaffnet und gewaltbereit wären. Jetzt wird man sich natürlich fragen, was das einen Datenschützer interessiert.

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Sind Sie blauäugig?

Die Payback-Anwältin Cornelie von Gierke hatte in einer Verhandlung vor dem BGH die Auffassung vertreten, dass moderne Verbraucher nicht blauäugig an Rabattsysteme herangingen. Sie wüssten, dass Händler nichts zu verschenken hätten und ließen sich dafür bezahlen, als Modell zur Marktforschung zur Verfügung zu stehen. Das war im Februar 2008, in einer Zeit, in der die Medien noch nicht täglich über das Thema Datenschutz berichteten. Hinsichtlich der öffentlichen Empörung über Mitarbeiterüberwachungen, missbräuchlicher Verwendung von Bankdaten, Kreditoren-Debitoren-Abgleiche oder der Analyse von Festplatteninhalten könnte man annehmen, dass im Bewusstsein der Verbraucher eine Sensibilisierung für diese Themen stattgefunden hat. Aber ist das auch so?

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US-Gendatenbanken und der Prümer Vertrag

Die New York Times berichtet in ihrer Online-Ausgabe, dass die amerikanischen Sicherheitsbehörden die Speicherung von DNS-Daten massiv ausweiten. Es würden nun die DNA-Profile von Millionen Menschen gespeichert, die festgenommen aber nicht verurteilt wurden, darunter die von illegalen Einwanderern und Minderjährigen. Bisher erfassten die Bundesbehörden nur DNS-Proben von Verurteilten. Die NYT beschreibt weiterhin die Sorge, dass die USA zu einer „genetischen Überwachungsgesellschaft“ werden könnten. Die Bundespolizei FBI, die bereits eine DNS-Datenbasis von rund 6,7 Millionen Menschen hat, registriert pro Jahr 80.000 neue Proben. Bis zum Jahr 2012 soll die Zahl auf rund 1,2 Millionen jährlich steigen. Sie werden jetzt möglicherweise sagen, dass Amerika weit weg ist. Doch in Sachen DNS-Datenbanken ist das ein großer Irrtum.

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