„Datenschutz? Ist mir egal!“

Menschen, denen persönliche Freiheit im Allgemeinen und der Schutz der Privatsphäre im Besonderen etwas bedeuten, aber auch solche, die sich wünschen, dass so etwas wie Anstand und Rückgrat auch und gerade in höchsten Kreisen vertreten sein sollten, hatten in den letzten Wochen wieder reichlich Gelegenheit, an dieser Welt zu verzweifeln. Trauriger Höhepunkt war das devote Einknicken des Bundesjustizministers vor den Hardlinern in Sachen Vorratsdatenspeicherung. War Herr Maas gestern noch begeisterter Anhänger der Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs und des deutschen Verfassungsgerichts, welche unisono die anlasslose Speicherung der Kommunikationsdaten aller Bürger für unvereinbar mit europäischem und deutschem Recht halten, freut er sich heute öffentlich über den Plan für eine eben solche Regelung, die sich von früheren Versuchen hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass sie anders genannt werden soll.

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Mit dem DB Navigator zur Straftat

Als Bahnfahrer nutze ich den DB Navigator, die App der Deutschen Bahn. Man sucht eine Zugverbindung und bucht im nächsten Schritt die Fahrt. Im DB Navigator erscheint sogleich online das Ticket. Das Ticket besteht aus den Reisedaten (eher klein) und einem großen Barcode. Den zeigt man dann bei der Fahrscheinkontrolle vor, wo ihn der Schaffner einscannt. Für jede Fahrt gibt es nur einen Barcode, auch wenn es eine Hin- und Rückfahrt ist. Digital ist ja alles viel einfacher, vorausgesetzt, dass im Buchungs- und Prüfprozess der App alles ausgereift ist. Beim DB Navigator ist das offenbar nicht der Fall.

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Die “öffentliche Privatsphäre”

1993 war ich das erste Mal im Internet. 386er PC, 200 MB Festplatte, 4 MB Arbeitsspeicher und ein internes 9.6er Faxmodem. Damals kannte ich die Textzeilen der autoexec.bat, config.sys, system.ini und win.ini von Windows 3.1 auswendig und konnte durchaus von mir sagen, dass ich weiß, wie ein Betriebssystem funktioniert. Ich saß in meiner Studentenbude und hatte mir einen CompuServe-Account zugelegt. Es war aufregend, dem Impulswahlverfahren über den internen Lautsprecher des PC zu lauschen …und ich war auch schon damals paranoid. Meine Vorstellungen, was nun passieren wird, gingen durchaus in die Richtung, dass ich mit dieser physikalischen Verbindung Dinge auf meinem PC zulasse, die ich nicht kontrollieren kann. Es gab keine Firewallsysteme und auch keine Virenscanner, tatsächlich hat damals noch niemand über so etwas nachgedacht. Und ich hatte den Finger auf dem Hauptschalter, um zu vermeiden, dass ich mir den Teufel auf den Rechner hole.

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