Neulich im ICE

Wer fährt schon gerne Bahn? Ich nicht – denn man kommt in den zweifelhaften Genuss von Mitreisenden, die ungehemmt Knoblauch oder Ähnliches ausdünsten, andere testen, ob sich eine laufende Nase bei konstanter Verweigerung von Taschentüchern schneller „entstopft“ … Doch das ist ja längst nicht alles.

Neben derartigen Erfahrungen hat man auch öfter mit dem von Bully Herbig so getauften Typus „Business-Kasper“ zu tun: in vollem „Business-Ornat“ unterwegs und damit man ihn auch wahrnimmt, krakeelt er häufig lautstark nicht nur seinen Namen, sondern auch den seiner Gesprächspartner und weiterer (un)mittelbar Beteiligter in sein Mobiltelefon. Diese Form leutseligen Schaulaufens ist das eine. Das andere sind diejenigen, auf deren Laptop man Geschäftsberichte usw. mitlesen kann – dabei gibt es ja Sichtschutzfolien, die genau das verhindern. Neulich hatte ich es jedoch mit einem Exemplar jener Gattung zu tun, das diese Verhaltensweisen aufs Unschönste kombinierte. Man muss ihm zugute halten, dass er das Abteil im Ruhebereich verließ, um zu telefonieren. Das tat er vor dem Abteil – in einer Lautstärke, die das Verlassen des Abteils ad absurdum führte. Die Krönung war jedoch, dass er sein Laptop, in das er zuvor 2 Stunden lang voller Inbrunst Aufträge getippt hatte, einfach verließ … jeder im Abteil hatte ungehinderte Einsicht in seine Geschäftsdaten.

Dabei wäre es doch ein Leichtes: Strg + Alt + Entf – oder für Windows-Nutzer weniger akrobatisch: Windowstaste + L. Angenommen der Herr sei sein eigener Chef, setzt er nur seine eigene Leistung aufs Spiel. Stellt man sich jedoch vor, dass er angestellt ist: Wie glücklich wäre wohl sein Arbeitgeber, wenn er wüsste, wie leichtfertig sein Mitarbeiter mit evtl. wertvollen Daten umgeht?

Alles in allem scheint es mit der Sensibilisierung großer Teile der Bevölkerung in bezug auf Datenschutzthemen längst noch nicht so weit her zu sein, wie die Meldungen in den letzten Monaten hierüber vermuten ließen. Übrigens legte die schätzungsweise 10-Jährige im gleichen Abteil ihre Fotos mit der Bildseite nach unten auf den Tisch: früh übt sich …